Briefe

An Baronesse van Oestéren

                                                              am 15.September 1896

Hochverehrte Baronesse,
Wieder einmal, Dresden-Galerie,
Die ich aufzusuchen nie vergesse.
Denn ich werde müd zu schauen nie
Des Teniers bizarre Schenkenspässe
Und Ostades bunte bauernmesse
Und dann Rubens, der den Farben lieh
Jene Liebeshymmnen Melodie. -
Raphaels verzückte - Madonnie
Rembrandts halblichtschwere braune Blässe
Dran manch Kritikus sich glühend schrie.
Kranach auch, dem ich die bunten Pässe
In das Fegefeuer nie verzieh.
Hier van Dyck, den Freund der Königstresse
Den ich nach den "Kindern Karls" messe
Und Corregio, den ich nie vergesse
Wegen seiner Wirklichkeitsmanie.
Dort - Velasquez, welchem die Finesse
Des Porträts im höchsten Maaß gedieh,
Goya mit der Höllentheorie
Und Murillos süsses Weingeesse
Dann auch Dürer, der die Farbenpresse
Brauchte - auch für seine Phantasie
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Unter diesem allen, Baronesse,
Denk' ich ganz von ungefähr an Sie ...

Aber gewiss ist ein Tizian
Oder der Saskia Auge daran
Schuld, - daß mir hier auf dem Künstlerplan
Solche liebe Gedanken nahn ...
Und da sehn Sie: gedacht - gethan
Schon fällt ein ganzes Gedicht Sie anich sie Ihnen über alle Weiten - beide: Glück auf!

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