vielen Dank erst mal für das verlockende Angebot mit London, leider lässt sich das aus verschiedenen Gründen z. Z. nicht umsetzen. Ich habe deinen Beitrag, den du auch als „PN“ geschickt hast eben nicht mehr im Forum gefunden, hatte aber sowieso vor, direkt im Forum zu antworten und ein neues Thema dazu zu starten, um die anderen Beiträge nicht durcheinander zu bringen. Das hat folgende Gründe:
1.Es gab doch sehr zahlreiche Aufrufe zu dem Duino-Beitrag d. h. es sind offensichtlich mehr Personen als die drei, von denen es Rückmeldungen gab, „passiv“ beteiligt – mit welcher Einstellung zu dem Thema auch immer. Mit Rücksicht darauf, schreibe ich weiter offiziell im Forum und antworte nicht unter „PN“. Wer kein Interesse an dieser Diskussion hat, braucht die Beiträge ja nicht aufzurufen.
2.Wenn ich über meine Erinnerungen an mein Leben als Marie Taxis schreibe, hat das natürlich immer auch etwas mit Rilke zu tun und ist daher kein thematischer Ausrutscher. Sollte das von Administratorseite anders gesehen werden, bitte ich um Rückmeldung, dann würde ich über dieses Thema höchstens noch PN’s schreiben.
3.Für Reinkarnation und Spiritualität war Rilke immer offen, das belegen nicht nur seine Werke, sondern auch zahlreiche Briefe. Von daher gehört dieses Thema auch zur Auseinandersetzung mit Rilke und seiner Dichtung. Mein „Bekenntnis“ ist auch als Einladung zu verstehen, diesen meist ausgeklammerten Bereich der Rilke-Rezeption zu integrieren und offen zu diskutieren. Es gibt keine blöden Fragen, nur blöde Antworten!
4.Ich betrachte diese Erinnerungen trotz aller Schwierigkeiten, die sie mir über lange Zeit brachten, als ein Geschenk der geistigen Welt. Dies ist aber vor allem an ein Gefühl von Verantwortlichkeit und „Dienst“ gekoppelt. Wissen wird oft zum „Orden“, der Exklusivität und Macht demonstriert. Ich hoffe, dass ich in diese Falle nicht tappe, sondern auch in diesen Dingen Demut (d. h. zu erkennen, dass man eingebettet ist in größere Zusammenhänge und sich freut, wenn man empfangenes Licht mit anderen teilen kann anstatt es zu „bunkern“ – nicht zu verwechseln mit Missionarstum!) praktizieren kann. Falsche Bescheidenheit ist m. E. aber genauso verkehrt wie (spirituelle) Überheblichkeit - ganz einfach ist es nicht, mit solchen Erfahrungen umzugehen! Diesen Balanceakt kannte Rilke wohl auch sehr gut! Ich gewinne aber ein immer sichereres Gespür dafür, wann ich die Lehrer- und wann die Schüler-Rolle zu übernehmen habe.
Zu B. Hellinger: Dein Tipp mit der Reinkarnationsaufstellung ist mir nicht neu. Ich kenne eine sehr vertrauenswürdige Therapeutin, die in diesem Bereich arbeitet und zwar unglaublich effizient. Ich empfehle sie oft weiter, ohne selbst den geringsten Drang zu verspüren, selbst eine Aufstellung zu machen. Offensichtlich ist das nicht nötig, weil bei mir vieles über „Direktleitung“ erarbeitet wurde und wird. Ich gebe zu, dass Hellingers oft sehr autoritäres, fast patriarchalisches Auftreten, mich nicht sonderlich anspricht. Meine Eindrücke sind allerdings ein paar Jahre alt, vielleicht hat er sich in der Hinsicht auch weiter entwickelt. C. G. Jung hat im Zusammenhang mit der Traumdeutung mal gesagt, sein Leitmotiv zu Beginn jeder Sitzung sei (aus der Erinnerung zitiert): “Ich habe nicht die geringste Ahnung, was dieser Traum bedeutet.“ Diese offene und bescheidene Haltung ist mir einfach lieber als der „Übervater“, der die Klienten am Händchen führt – aber es ist in Ordnung, wenn jemand das so will. Er wird auch von einem Teil seiner Klienten und Schüler wie ein Guru verehrt – ebenfalls ein Muster, das bei mir keine Resonanz findet. Ich fühle mich keiner Methode, spirituellen Richtung oder geistigem Führer gegenüber verpflichtet. Alle Tendenzen in diese Richtung wurden stets, wie von unsichtbarer Hand gesteuert, abgewürgt. Inzwischen bin ich froh darüber, weil es dadurch keine Ab- und Ausgrenzungen mehr gibt.
Als ich über dein Angebot nachdachte, fiel mir sofort das Bild ein, das Volker kürzlich ins Forum gestellt hatte: der kippende Eselkarren mit dem in der Luft hängenden Esel! Dazu kam der Satz: Lasse dich mit deinen Erinnerungen an Rilke und dem damaligen Namen nicht vor einen Karren spannen! Hellinger hat es nicht nötig, sich damit noch mehr zu profilieren und ich auch nicht.
Rilke hatte eine psychoanalyt. Behandlung damals abgelehnt, weil er sich (s. Brief an Lou, Datum ?) „die Teufel“ nicht austreiben lassen wollte, die er auch als Motor für seine Berufung als Dichter ansah. Er hat gewissermaßen sein eigenes Heil geopfert, um seine Dichtung als Auftrag und im Dienst an der Allgemeinheit schreiben zu können! Das kann man gar nicht hoch genug schätzen, wenn man weiß wie sehr dieser Mann gelitten hat!
Zum Glück bin ich nicht in einer so fatalen Situation. Das Gespür, dass die Erinnerungen „Aufgabe“ sind, die über das persönliche Interesse hinaus reicht, ist jedoch sehr ausgeprägt und ich weiß, dass ich auch für Rilke, mit dem ich auf der Seelenebene eng verbunden bin, nur auf diesem Weg etwas tun kann.
Alle Erinnerungen sind übrigens nicht Resultat irgendeiner Methode, sondern kamen immer spontan. Alles weitere wird auch ohne systematische Hilfe offen gelegt werden, davon bin ich überzeugt.
Die Psycho-Kinesiologie ist für mich nur in so weit relevant, als dass ich sie durch eine Frau kennen gelernt habe, die ebenfalls zu meiner Seelenfamilie gehört. Die Unterstützung kommt primär aus dieser Verbindung und die Methode ist höchstens sekundär. In dem Buch „Das Rad des Lebens“ schildert E. Kübler-Ross sehr eindrucksvoll ihre zeitweilige Arbeit in der Psychiatrie. Ihre wichtigste Erkenntnis war, dass die Liebe zu den anvertrauten Menschen das einzigste ist, was Heilkraft besitzt. Keine noch so ausgereifte Methode vermag dies zu leisten.
An eine Publikation meiner Erfahrungen habe ich schon gedacht, aber mit Rücksicht auf die betroffenen Personen ist das in absehbarer Zeit nicht möglich. Die Parallelen zwischen damals und heute sind teilweise so auffällig, dass ich die Anonymität dieser Menschen, allen voran dem „heutigen“ Rilke, nicht gewährleisten könnte. Das ist auch der Grund, warum ich dieses Thema ausschließlich unter eigener Regie behalte und nicht gewillt bin, es in fremde Hände zu übergeben.
Liebe Grüße und nochmals vielen Dank für deine einfühlende Beschäftigung mit meinem Duino-Beitrag
