Briefe


An Ellen Key


Furuborg, Jonsered
den första Söndags förmiddagen
i Oktober manad (2.10.) ar 1904.

Kära Ellen - Din anda vare med och när oss idag och i alla vara dagar - Amen -
         Lizzie                                            Clara
         Jimmy                                Rainer Maria

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        Clara, Rainer Maria, Lizzie & Jimmy
ga nu ut i naturens stora helgadom för att tillsammans en stund
förrätta sin andakt under höstens färmättade mosaik hvalf - Du är med oss.

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                             à Dieu
Liebe Ellen Key, nun ist es Sonntag abend geworden; man hat die Lampen angezündet und im Kamin brennt ein kleines Feuer; brennt, lebt und duftet. Es wärmt nicht weithin, ist fast nur wie ein Opfer so still und so mit sich selbst beschäftigt, in sein eigenes Brennen versunken, ganz erfüllt davon. Und wir sitzen beisammen und sind voller Nachklang unseres Gehens und voll Erinnerung an Föhren und Fichten und Wege und Wasserläufe; das Durcheinanderklingen der herbstlichen und herbstlicheren Farben lebt noch in uns und die Schwere schwarzer Fichtenäste und einer goldenen Birke spielende Leichtigkeit geht uns noch nach. Lang war dieser Gang, wie ein ganzes Leben so voll Erfahrung und Fügung, Ferne und Nähe...
Hinter dem weißen Hause, das Furuborg gegenüber auf der Anhöhe liegt , gingen wir in den grossen Wald hinein; seine Tiefe begann gleich an seinem Rand, und erst kamen wir sprechend hinein; aber Sie wissen , wie Ihr lieber Freund (den wir so sehr auch als unseren Freund fühlen) zu lauschen versteht ; er war der Stillste unter uns, der Wissendste, der uns führte; erst zu dem grossen Geräusch, das durch die Wipfel der erwachsenen Bäume geht, dann, den ganzen fallenden Bach entlang , zu den kleinen Stimmen die, da und da und da - neue bei jeder Wendung - aus dem wandernden Wasser kommen. Stille. Und mit einer leisen Gebärde breitete er den ganzen Stoff vor uns aus, der aus allen diesen Lauten gewoben ist, - das unendlich weiche Gewebe, das den ganzen Wald zusammenhält. Da erwachte in mir das Gedicht, das also eigentlich (wie Sie sehen) sein Gedicht ist, Jimmy`s Gedicht, eines seiner schönen lebendigen Gedichte. Ich gab es ihm nur zurück als ich ihm , eine Stunde später, an einem entlegenen Platze über dem Ramsee diese Verse las.
Und nun, meine liebe Ellen Key, geben wir Ihnen (wir vier) diese Verse; fast ist es mir, als müssten Sie sie schon kennen: ist es möglich, dass Sie nicht mitten unter uns gewesen sind, als ich sie unter der grossen Fichte las? Ja, Sie waren bei uns; und das Gedicht ist ein Zeichen auch dafür, dass Sie bei uns waren. Hier ist es: ...

Oben, wo die großen Stimmen wohnen,
in den Kronen dieser hohen Föhren,
kann ich auch mein leises Leben hören,
größer, um Unendliches vermehrt.
Aber unten fügt an jeder Stelle
aus des Baches wechselndem Gefälle
sich ein Reden ein, das von der Schwelle
einer Stille sich zu mir zugekehrt.

                       x
 
Und so geh ich einsam, ohne Mund
zwischen helleren und dunklen Munden - ,
mit des Lebens weitem Hintergrund
durch mein leisestes Gefühl verbunden.
Eine Größe, die nicht von mir weiß
(und ich stürbe, wenn ich sie verstände),
wächst von ferne bis in meine Hände,
und sie schließt sich wie ein Sagenkreis.
                        xx

Rainer Maria .