(stehend stunden auf der
Elektrischen mit lauter schlechtes Blut
ausschlagenden
Hinterhälsen vor mir,
hab ich mir einen solchen Haß
gegen
Nacken zugezogen, daß................)
Haßzellen, stark im größten Liebeskreise
daß ihr des tiefen Giftes nicht verlört
in der unendlich zugegebnen Weise
sei unerkannt Unendliches empört.
Seht wie dem eingeschwungnen Widerstande
Brüllen und Ruck entringt, entreißt
doch ein Umfangen nimmt sie an vom Rande
und, was zu widerlegen schien, beweist.
Gequältes Kind, geschwenktes, durch Grimassen,
das an ein fremdes Muttermal gerät -
O nicht die Tür, die Zimmerwand, die Gassen
und Luft, die dich stumm und unstet belädt,
nicht dieser Karrn vorüberfuhr geheimer
nicht diese traumentflossene Gestalt,
ach, Mut zu haben zu dem Abfalleimer,
zur abgestoßnen Ecke die Einfalt.
Schlechtester Stuhl, entlassenes Geländer
Raum unterm Küchenschrank, wer dich erwägt?
Und daß den tragenden, den Kleiderständer,
auch ihn, ein Stern, die Erde trägt.
Wer weint mit diesem Kerzenrest? Ist schwinden
nicht groß genug an diesem Gegenstand?
Du sahst bei dieser Kerze deine Hand;
in welchem Schein wirst du sie wiederfinden?
Ach, dies Gedräng in deinen Blick. Wer hat
in dich gerufen? bist du ein Theater?
Du Hohles, Offnes: in dir steht dein Vater
und starrt enttötet in die volle Stadt.
Wir sind wie Keile Unterwelt hinein
in dichtes Sicht - Unsichtbares getrieben.
Und schon verbiegt sich unser Lieben
an Hüten und an Häuserreihn.
Hab teil an mir, du einstige Tapete
an der ich starrte, fieberernstes Kind.
Wenn ich mich endlich weg ins Zimmer drehte,
warst du in mir, mehr, als die Adern sind.
Und solltest nicht? Wer weiß an deinen Streifen
glitt mir entlang das Lächeln, das zutiefst
in mich verfand. O welche Schmerzen reifen
an den Spalieren, die du blaß verliefst.
Gewagter Bau der innersten Gebäude,
innerster Fenster Blindheit oder Schau,
innerster Gärten Ablaß, Abendfreude
und Dauerung bis Tau und Morgengrau.
Innerster Stille Statuen: aus blauen
Nachtsteinen, die der Pfau mit Schrei bedroht:
Rumpfräume, reiner Kopfraum, den kein Schauen
hinüberzerrt ins unheilbare Rot,
in euch bewohnen wir die Welt. Zerbricht
ein Glas noch ist es nicht in euch zerbrochen,
doch vielleicht fällt es auch in euch nach Wochen
und zieht uns einen Sprung ins Angesicht.
Wir haben nichts, als was dort innen steht,
wir haben alles, was dort innen steht.
Wie fassen wir denn, was dort innen steht,
da auch das Fliegende dort innen steht.
Da auch der Winde mancher innen steht
und Fallendes nicht fällt und innen steht
und dennoch fällt indem es innen steht
fallender fällt indem es innen steht.
Da auch Geschwundenes dort innen steht
Und nicht mehr schwindet seit es innen steht.
Im Schwinden selber steht, was innen steht.
Wie fassen wir denn, was im Schwinden steht?
O Blütenbaum, o Blütenbaum in mir,
jetzt bist du endlich auf der Jubelseite
singst nicht in Blicke mehr und hast, statt vier
Zeiten des Jahres, Himmel nach der Breite
Und du, o meine Heldin, Nachtigall,
wie konnte dir ein Zwischenraum genügen:
in mich erst türmtest du in vollen Zügen
dein stufig ausgerufenes Metall.
Aus: Die Gedichte 1910 bis 1922 (Wien, Anfang April 1916)